Für Alleinstehende ergibt sich jedes Jahr die Frage: mit wem fahre ich in den Urlaub. Mit Freunden, einem Pärchen oder einem Arbeitskollegen? Bleibe ich zu Hause auf dem Balkon? Oder gibt es noch die alten, pflegebedürftigen Eltern, die sich über einen Urlaub in Thailand freuen? Das sind alles wunderbare Möglichkeiten.
Sind es Alternativen, die du von Herzen magst? Und obendrein die Fragen aus dem Umfeld: Warum fährst du nicht mit deiner Freundin? Hast du keine Freundin? Sprüche wie: Das wird „langweilig“ runden das Paket ab. Für den Single ist die zweitschönsten Sache der Welt ein Problem. Es gibt eine reizvolle Option: Alleinreisen!
Warum reist du nicht alleine?
Die wildesten Globetrotter hatten bei ihrer ersten Reise Angst. Alles, was neu auf uns zukommt, besorgt uns und wir fürchten uns davor. Aus der Psychotherapie wissen wir, dass wir unangenehme Gefühle verlieren, wenn wir sie suchen und erleben. Und das immer wieder! Die Besorgnis überwinden wir durch entscheiden und handeln!
Die Allein-Reise-Angst
Bei der „Allein-Reise-Angst“ handelt sich nicht um eine Furcht vor realen Gefahren, sondern um eine diffuse Angst! Tiger, Schlangen, Kannibalen und Raubüberfälle in einem Hotel auf Mallorca sind die Ausnahme. Nein, dein Unbewusstes spielt mit dir. Es mag keinen Flug, kein Hotel, keine Menschen kennenlernen! Die Frau auf der Sonnenliege, die dich nett anlächelt, irritiert dein Unbewusstes. Es mag nicht auf andere Menschen zugehen und neues Kennenlernen.
Und es findet die Fantasie alleine in einem Restaurant zu sitzen gruselig. Es fühlt sich einsam und verlassen. Es fühlt sich beobachtet! Das macht dem Unbewussten Angst.
Es bleibt in der heimischen Höhle, umgeben von bekannten Gesichtern, Speisen und Wegen. Und so souffliert es dir scheinbar vernünftige Argumente gegen das Alleinreisen ins Ohr: Das macht keinen Spaß! Du fühlst dich einsam und verlassen. Was ist, wenn unvorhergesehene Ereignis passieren? Wie mich die Mitreisenden anschauen?
Das Ich hat Angst, sich kennenzulernen. Hässliche Gedanken dringen aus dem Unbewussten an die Oberfläche gespült. Und die Gedanken verstärken die Angst. Das Ich fordert Kontrolle, nötigenfalls indem es uns ablenkt:
Treffen mit Freunden, die keine sind. Die Serie bei Netflix. Das schnellere Auto, das größere Haus, das Motorrad und die Fernreise.
Unterdrückst du deine Angst im Außen und machst dich zu ihrem Knecht oder handelst Du selbstbestimmt und erweiterst deinen Ich-Horizont. Stellst du dich deiner Angst und lernst, mit ihr umzugehen? Lege den Ich-Schalter von „Angst“ auf „Mutig“ um! Und wenn du mehrmals alleine in den Urlaub fährst, wirst du die Vorteile sehen. Die Vorteile einer Reise sind überzeugend!
1. Du bist Planer, Ausführender und Reiseführer!
Du kennst die Situation: Du freust dich auf deinen Urlaub. Er ist der Höhepunkt in deinem Jahr. Durch nichts zu toppen. Du siehst weiße Strände, riechst das blaue Salzwasser und spürst die Sonne auf deiner Haut. Und die Realität?
Sitzt deine Frau entspannt im Flugzeug. Oder hat sie Flugangst beim Hin- oder Rückflug. Oder presst sie ihre messerscharfen Fingernägel tief in deine Hand. Du spürst einen schneidenden Schmerz. Und noch Tage später sind die blutigen Narben zu sehen. Oder: Der Partner beschwert sich über die zu laut spielende Hotel-Band, bekommt Durchfall und Erbrechen und sucht voller Schmerzen und gebeugt den Arzt auf. Oder die Bekannten deines Mannes, mit denen er sich so herrlich über die Bundesliga unterhält.
Und wenn du alleine verreist? Du bist für deine Reise verantwortlich. Wo geht es hin? Mit dem Auto, dem Zug, dem Flugzeug oder dem Rad? Entscheide dich! Wie lange bleibe ich? Keine Kompromisse nötigen dir Energie ab.
Ob du mit dem 9-Euro-Ticket an die Ostsee fährst, mit dem FlixBus nach Portugal oder zu Fuß die Lüneburger Heide erkundest. Mit dem Land Rover in die tiefste Mongolei, mit dem Flugzeug nach Kuba oder dem Fahrrad in den Spreewald. Oder mit dem Wohnmobil in die Anden. Fünf-Sterne-Hotel oder Palmenhütte in Thailand? Oder im Zelt schlafen, wie auf deiner ersten Jugendreise. Alles ist passt!
2. Deine Interessen zählen!
Welcher Mann kennt die Situation nicht: Statt mit einem Highspeed-Boot auf den Wellen zu reiten oder im Kajak die reißende Fluten zu besiegen, geht es mit der Ehefrau langweilig durch die Innenstadt.
Billige Souvenirläden mit noch billigeren Armbändern und Ketten, Stände mit Lederhandtaschen und Boutiquen. Und welche Frau kennt nicht den Mann, der schwerfällig und ohne Schwung am Pool liegt. Statt erotischem Tango lieber Gespräche über die Fußballbundesliga. Natürlich mit deutschem Bier und am besten mit einer leckeren Bratwurst.
Beim Alleinreisende zählt dein Interesse und deine Wünsche. Du möchtest am Pool liegen und den Menschen beim Schwimmen zuschauen? Ja, das ist okay. Du möchtest mit dem Mountainbike den Großglockner herunterfahren? Ja, auch das ist okay. Du musst dir die Freiheit nehmen, deinen Interessen Platz zu lassen. Und es geht los!
3. Du nimmst die Welt wahr!
Verliebte Paare gehen eng umschlungen durch südliche Gassen. Sie haben Blicke für sich und für die eine oder andere Boutique. Was interessiert der Student aus Neuseeland, der zu Fuß in Europa unterwegs ist? Oder die Fischerhände auf Kos, die in Windeseile die Netze reparieren? Oder der herrliche Innenhof in Palma de Mallorca, dessen Klima durch einen glitzernden Brunnen Kühle ausstrahlt.
Ohne Begleitung am Strand der Copacabana, auf das Meer schauend und einen Cocktail schlürfend! Ist das ein Problem? Oder nächtliche Strandpartys?
Oder ist es ein Luxus-Problem? Und abends im Lokal zu sitzen und die Menschen zu beobachten. Ist das nicht spannend und herausfordernd. Das Ehepaar am Nachbartisch, das nach langer Ehe sich stumm anschweigt.
Wie gut hast du es: Du kannst dir eine Portion Paella bestellen, mit reichlich Knoblauch. Und du hörst am Morgen keine Beschwerde über deinen Mundgeruch.
Du sitzt in einem Café in Paris bei einem wunderbar duftenden Cappuccino. Aufmerksam kannst du die Menschen, die an dir vorbeischlendern, wahrnehmen. Ihre Kleidung, wie sie sprechen, ihr Lachen und den Streit des Ehepaares.
Du kannst in Ruhe das Ferrarimuseum besuchen, oder dich an die Rennen deiner Kindheit erinnern. Und bist du der Formel-1-Pilot. Nur du lenkst dich. Das, was dir wichtig ist, kannst du aufnehmen und in ihnen verweilen. Andere Dinge kannst du verwerfen. Du nimmst als Alleinreisender viel gezielter und aufmerksamer die Welt auf. Du kannst sie auf dich wirken lassen. Du bist bei dir und der Umwelt, im „hier und jetzt“. Es stellt sich ein Gefühl des Verbunden seins ein.
4. Du wirst mutiger!
Unser Mut wächst an unserem Tun, an unseren Erfolgen und unseren Niederlagen. Die Gespräche mit fremden Menschen und der Kontakt zu ihnen stärken unsere Psyche: ja, ich schaffe es! Ich knüpfe Freundschaften. Ich komme ohne meine bekannte Umwelt zurecht. Du kannst dir vertrauen und für dein Handeln mutig verantworten.
Paare sitzen in einer Zeitschleife von Gewohnheit und Langweile. Wie im Spielfilm „Und täglich grüßt das Murmeltier“.
Hier ist kein Platz für Mut. Sie erleben immer wieder denselben Tag. Und das auch im Urlaub. Sie stehen zusammen am Schalter des Flughafens und steigen zusammen in das Flugzeug. Reserviert sind Reihe 12, Platz A und B. Gemeinsam wird der Strand, der Pool und das Hotel erkundet. Wie entsteht hier Mut, der Mut auf andere zuzugehen und neue Welten zu erblicken. Das Unerwartete tritt ein - sie trennen oder scheiden sich nach dem Urlaub. Und keiner versteht es. Sie haben doch so wunderbar zusammen gepaßt, ein unzertrennliches Paar. Leider!
Du bist alleine unterwegs? Offen und gezielt nimmst du Menschen wahr, suchst ihre Nähe, und gehst Bindungen ein. Das macht dich mutig!
5. Du siehst die Welt mit anderen Augen!
Wir leben unser tägliches Leben in einer Spatzenperspektive. Bei einer Alleinreise schwingst du dich zum Adler empor.
Du erkennst, das es den Menschen auf der Welt deutlich schlechter geht. Ihre Autos und Häuser sind kleiner und ärmlicher. Sie arbeiten in der prallen Sonne als Kellner, schlecht bezahlte Reinigungskraft oder als Taxifahrer. Wie gut haben wir es hier in Deutschland? Wie gut organisiert ist Deutschland. Asphaltierte Straßen, die Bürgersteige ordentlich gepflastert, die öffentlichen Verkehrsmittel und die Müllabfuhr fahren zuverlässig.
Das öffnet dir die Augen. Du kommst klüger und gebildeter zurück. Und ein Gefühl der Demut und Dankbarkeit entsteht!
6. Du lernst dich besser kennen!
Wir Menschen bewegen uns gerne in der Komfortzone: auf dem Sofa, im bekannten Restaurant und bei der Arbeit. Das fordert uns nicht – es fördert uns nicht.
Wir haben täglich die gleichen Situationen zu meistern. Aufstehen, duschen, Frühstück machen und arbeiten. Nach der Arbeit Haus- und Gartenarbeit.
Am Wochenende ein Ausflug an das Steinhuder Meer oder nach Wernigerode. Und im Urlaub läuft es nach dem Muster ab: Hotel; Essen und Gäste sind identisch und austauschbar. Diese Monotonie führt uns nicht zu unserem Wesenskern. Wie erfahren wir, wer wir sind, was uns bewegt und welche Triebfedern uns antreiben.
Alleine in den Urlaub, ohne dass du abgelenkt wirst, bedeutet eine Besinnung auf sich selbst, eine Konfrontation mit dem innersten Kern. Nenne diesen Kern, wie du magst: Seele, Psyche, Gemüt oder Spirit. Du wirst Seiten an dir entdecken, die du vorher nicht kanntest.
Mit dem Alleinreisen stellst du dich deinen Ängsten. Du wirst Orte in dir erleben, die dir unbekannter erscheinen als Ulaanbaatar in der tiefsten Mongolei. Neue und alte Bilder übermann dich.Und das Schöne: Du wirst alles bestehen! Du wirst alles meistern!
Jede Aufgabe wird dich ein Stück größer werden lassen. Du wirst wachsen. Du wirst feststellen, dass alles gut geht. dass du es schaffst und dass du in der Ferne keine Hilfe brauchst. Und wenn du Hilfe benötigst, dann geben Sie dir die Einheimischen.
7. Du erschaffst dich neu!
Jeder Mensch hat verschiedenartige Rollen in seinem Kopf: Vater, Mann, Freund und Nachbar. In deiner Heimat bist du der Bäcker, der Manager oder die Arzthelferin. Alle wissen alles über dich. Und in der Ferne?
Hier hast du die Chance der zu sein, der du sein möchtest. Damit meine ich nicht, dass du den Menschen eine Rolle vorspielst oder lügst. Du sollst eine der Rollen spielen, die in deinem Kopf steckt: Gut gelaunt statt missmutig, heißer Partylöwe statt Freiwillige Feuerwehr, Show Maker statt Finanzbeamter, Indiana Jones statt Rasenmäher, Thor Heyerdahl statt Vogelpark Walsrode.
Du entscheidest! Und du entscheidest in jedem Urlaub neu.
Möchtest du zurückgezogen am Pool liegen? Ja, dann mach es! Trink eine bloody marry und genieß das Leben am Pool. Du möchtest an der Bar den Alleinunterhalter spielen? Auch das ist möglich. Bei Alleinreisenden sagt niemand: „Sei nicht so kindisch, … sei nicht so leichtsinnig, … du überschätzt dich …“.
Bei einer Alleinreise bietet sich dir die Chance in eine neue Rolle zu schlüpfen, Rollen in dir auszuprobieren. Du darfst einfach einmal anders sein.
Fazit
Es gibt unzählige Gesichtspunkte, die für das Alleinreisen sprechen. Aber du bist ein Sieger!
Über dich, deine Ängste und Vorurteile. über Du kommst gebildeter, zufriedener, wissbegieriger und mutiger zurück. Auf der Reise werden Fragen auftauchen. Warum fällt es gerade mir so schwer, Kontakte zu knüpfen? Fühle ich mich alleine viel wohler als in der lärmenden Gruppe am Strand? Brauche ich die Gespräche in einer Gruppenreise oder ist die Tundra Ruhe schöner. Brauche ich das Handy und den Kontakt zu Menschen.
Oder du stellst du am Ende der Reise fest, wie schön und beglückend die Reise mit einem Menschen gewesen wäre, den du liebst oder der dir viel bedeutet. Und das du ohne diesen Menschen nicht verreisen möchtest. Beides sind wichtige und wertvolle Erfahrungen, die du machen kannst, wenn du dich mutig entscheidest.
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