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Tinnitus und Persönlichkeit

Leidest du unter einem Tinnitus? Ja? Weißt du warum? Ich verspreche dir, dass du Tatsachen erfährst, die du noch nicht gehört hast. Du wirst die Ursache für Dein Ohrgeräusch verstehen!

Patienten, Wissenschaftler und Ärzte beschäftigt die Fragen: Gibt es einen Typ, der „anfällig“ für das Ohrspektakel ist? Oder gibt es keine Charaktereigenschaften, die bei der Entstehung von Ohrgeräuschen eine Rolle spielen? Wie filtere ich gefährdete Personen heraus und helfe ihnen gezielt, bevor sie ein Burnout entwickeln.


Wo ist bloß der Dirigent geblieben?

Ein gesundes Ohr hat einen Dirigenten. Er sitzt im Ohr und der Hörrinde. Unter seiner Anleitung entsteht ein Hörgenuss. Angenehme klänge fördert er, Missklänge unterbunden. Beim Tinnitus fehlt genau diese wichtige Person. Charakteristisch spielt jede Hörzelle nach eigenem Geschmack eine eigene Melodie oder Ton, ein- oder beidseitig, mit schlechtem Hören und Schwindel verbunden. Die Ohren sind geräuschempfindlich.

Tinnitus ist ein spielendes Orchester ohne Dirigent!

Das Geschmetter im Ohr stört den Schlaf und entwickelt einen Tumult im Kopf mit depressiven Zügen. Und wie ein Orchester einen unverwechselbaren Klang hat, ist auch der Klang des Tinnitus bei jedem individuell.

Aber alle leiden unter dem Stigma des unsichtbaren Leidens, dem Image der bequemen Ausrede, falls „blaumachen“ angesagt ist. Sie leiden und können es niemandem zeigen.


Tinnitus-Betroffene: Ich arbeite härter!

Eines vorweg: Eine Lehrbuch „Tinnitus-Persönlichkeit“ gibt es nicht. Ich spüre in meiner Arbeit als HNO-Arzt und Psychotherapeut psychische Merkmale, die ich bei Tinnitus-Patienten gehäuft beobachte. Zeitnot, Überforderung und Mehrfachbelastungen prägen das Leben der Betroffenen.


Der Kollege ist krank oder eine Arbeitsstelle fällt weg. Kein Problem für den Tinnitus-Patienten. Er übernimmt verantwortungsvoll die Last nach dem Prinzip: „Ich arbeite härter! Ich schaffe es! Die Zeiten ändern sich auch wieder!“

Mehrfachbelastungen führen zu Tinnitus

Die Pflege der Schwiegermutter, die Sorge um die Kinder und der große Garten empfindet er nicht als Ballast. Der Hausbau am Feierabend und den Wochenenden sind kleine Nebenaufgaben. „Ich arbeite härter!" Das schaffen andere auch! Der Hang zur Perfektion und seine Selbstkontrolle treiben ihn unermüdlich an und verhindern körperliche oder psychische Schwächen- wenigstens vorerst. Pausen gibt es nicht. Sie kosten wertvolle Arbeitszeit. Notwendige Gespräche mit der Partnerin, dem Chef oder den Eltern vermeidet er aus Sorge, dass ihm Nachteile entstehen: Verlust der Arbeit, Streit in der Ehe oder mit den Nachbarn. Er ist ein „Meister im Schönreden“!


Die Augen und der Kopf verformen sich nicht, die Haut ist nicht lila und es wächst kein dritter Arm! Aber der Tinnitus-Betroffene leidet unter seiner unsichtbaren Krankheit. Das Geschmetter und Gedröhn im Kopf hört kein Außenstehender. Für den einen oder anderen ist es eine Realität des Lebens. Es verwundert umso mehr, dass ein Großteil der Betroffenen spät zum Arzt gehen. Zum Teil, weil sie es nicht wissen oder weil sie nicht mehr auf eine Besserung hoffen.


Alter und Ehe quälen

Du bist verheiratet? Und älter als 50 Jahre? Und Du bist eine Frau? Du Arme! Statistiken zeigen, dass junge, ungebundene Männer den Tinnitus nicht so quälend empfinden.


Nun mal ganz ehrlich! "Und Butter bei die Fische!" Eine Ehe im Alter ist nicht immer Rosamunde Pilcher. Sie erinnert bei manchem Paaren an einen Horrorroman von Stephen King. Titel: Wer zuerst lacht, der stirbt! Fortsetzungsroman: Deine Gefühle töten mich!

Ältere Frauen leiden mehr als jüngere Männer

Eine glückliche Ehe ist Arbeit und fordert den ganz Mann und Frau. Sie benötigt Aus-Zeiten, Pausen und Abwechselung. Aber dafür hat der Tinnitus-Mann keine Zeit. Die Zutat der Stephen-King-Ehe ist die grausame Zeit. Rentenschock, Gesundheitsschock, Geldschock, Sexmangelsyndrom und wenn Sex, dann ARD-Sex. Eine Wiederholung jagt die nächste! Und das über Jahre. Bei diesen Eindrücken soll der Radau und das Gepolter ruhig bleiben? Das würde ich auch nicht! Das erwartet niemand ernsthaft vom Geschmetter im Ohr!




Hinzu kommt die Presbyakusis, das schlechte Hören im Alter. Wie häufig höre ich von 60-Jährigen: " Ich brauche kein Hörgerät. Ich höre alles.... was haben sie gerade gesagt? Wiederholen sie es noch einmal?" Der Krach im Ohr verschlechtert zunehmend das Restgehör. Und ein Hörgerät lehnt er ab, obwohl es den Tinnitus lindert.

Im Alter nehmen Angst, Depression und schlechter Schlaf zu. Auch bei Menschen, die keinen Tinnitus haben. Und die psychischen Störungen gehen eine unheilige Allianz mit dem Tinnitus. ein. Ein Teufelskreislauf von schlechtem Schlaf-Depression-Müdigkeit-lauter Tinnitus nimmt seinen Lauf.



Und der junge Mann? Er richtet sein Leben nach dem Tinnitus aus. Stört er in der Nacht, schaltet er den Fernseher ein oder hört Musik.

Ablenkung vom Tinnitus ist ein wichtiger Therapiebaustein

Laute Situationen meidet er, ohne dass er jemandem Rechenschaft ablegt. Angenehme Geräuschkulissen sucht er.

Wer hört seinen Tinnitus, wenn er mit jungen Damen in der Disco tanzt und flirtet. Und nach der Disco? Der mit Hormonen überschwemmte Körper lässt den Tinnitus leicht ertragen. Sind die Gedanken doch überall, bloß nicht bei ihm.


Falsche Tinnitus-Propheten

Jeden Tag erlebe ich Betroffene, die verzweifelt seit Monaten und Jahren gegen den Tinnitus ankämpfen. Noch eine Therapie und wenn nichts mehr hilft- dann wechsele ich den Doktor. „Er untersucht mich nicht richtig. Der gibt sich keine Mühe. Er hat keine Zeit." Die Klagen höre ich, zum Teil berechtigt und zum Teil unberechtigt. Und beim Erzählten bemerke ich: Der Kollege untersuchte und behandelte nach den ärztlichen Leitlinien.

Patienten suchen beim chronischen Tinnitus eine schnelle und einfache Hilfe. Die gibt es nicht!

Es gibt Ärzte und Heilpraktiker, die diesen wunden Punkt im Ohr mit obskuren Heilverfahren und Berichten über Wunderheilungen bedienen. Glaub mir: Sie lügen! Sie wissen, ihre Arbeit ist beim chronischen Tinnitus wirkungslos! Sie wollen nur Dein bestes- gern per Überweisung, EC-Karte oder Cash. Und wenn sie das nicht wissen, dann ist der Tinnitus für sie ein unbekanntes Phänomen.


Der Kleine Prinz bei Antoine de Saint-Exupery sagt: „Ihr hättet sie nach ihren Taten und nicht nach ihren Worten beurteilen sollen.“ Für diese Therapeuten wäre der Kampf gegen das Abschmelzen der Pole und der Kampf gegen Plastikmüll ein besseres Betätigungsfeld. Ich kann nur hoffen: "Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun."


Auf zu mehr Arbeit

Nun schauern wir uns einmal einen Tinnitus-Betroffenen. DICH! Warum kämpfst du, statt das unabänderliche Geräusch anzunehmen?

Nach drei Monaten bleiben die Ohrgeräusche dein Begleiter- ohne Wenn und Aber. Sie sind treuer als der treueste Hund.

Warum lässt du nicht los? Dein Charakter und dein Wesen sind der Motor. Sie treiben dich voran und lassen keine Pause zum Innehalten und zum Luftholen. Schauen wir uns deine Persönlichkeitsmerkmale an, die mitverantwortlich für den Tinnitus sind.

  • Disziplin (Motto: Ich bin immer bereit!)

  • Fleiß (Motto: Das MEHR schaffe ich!)

  • Ordnungsliebe (Motto: Nur noch das!)

  • Hilfsbereitschaft (Motto: Ich sage immer ja!)

  • Enttäuschung (Motto: Sie helfen mir nicht!)

  • Wut (Motto: Warum hilft mir niemand?)

Und dann kommt die körperliche und psychische Ohnmacht, nicht so unerwartet, wie du ihn mir in der Sprechstunde darstellst. Es war absehbar! Und Deine Reaktion: „Es ist mir alles zu viel. Ich ziehe mich in mein Schneckenhaus zurück und werde krank. Ihr könnt sehen, wie ihr es schafft.“


Tinnitus-Gesetze- sie gelten immer

Der US-amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr verfasste 1942 ein Gebet, das gerade auf Tinnitus-Leidende zutrifft:


Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Die Wahrheiten sind beim Tinnitus einfach und schwer zugleich. Du musst Deine Mitte suchen! Du musst aus der Ohnmacht des Klagens in die Macht des Handelns kommen. Indem du du deinen Ton akzeptierst und annimmst, lässt dich das Gedröhne aus den Fängen.

Tinnitus fordert von uns eine Suche nach der Mitte!

Ein befriedigendes und glückliches Leben ist möglich. Aber es fordert Veränderung!

Nicht von deinem Arzt, deiner Frau oder dem Tinnitus. Nein! Nur von dir selbst!

Akut: In den ersten drei Monaten sprechen wir von einem akuten Tinnitus. Die Domäne ist die medikamentöse Kortison-Therapie. In dieser Zeit hoffst Du auf eine Heilung. Und dieses Hoffnung ist berechtigt.


Chronisch: Nach drei Monaten wirken Arzneien nicht. Sie sind wirkungslos. Es liegt ein chronischer Tinnitus vor! Und da hilft auch kein Versprechen eines Wunder-Doktors.


Und beim chronischen Tinnitus gibt es 2 Wege:

  • Du kommst gut mit deinen Ohrgeräuschen zurecht? Gratulation. Eine Heilbehandlung ist nicht erforderlich! Genieß dein Leben!

  • Du leidest unter deinem chronischen Tinnitus: Hier geht es nicht um das „Wegmachen“ oder den „Kampf“ gegen den Tinnitus. Eine Annahme des Unabänderlichen ist der Weg.

Die Suche nach der eigenen Mitte und dem Lebenssinn sollten dich beschäftigen. Nimm dir 5 Minuten Zeit. Die Fragen, die dich weiterbringen:

Meditation ist ein wirksamer Schutz gegen Tinnitus
  • Was sagt dir dein Ohrgeräusch?

  • Warum bekommst du es?

  • Warum leidest Du?

  • Wie kannst du das Geräusch besänftigen?

  • Wann wird es lauter?

Zum Erlernen der Akzeptanz gibt es wirkungsvolle Therapien. Sie fordern dein Handeln!


Und dafür muss ich nicht auf einem Pfahl meditieren! Ausnahme: Du kannst es!


Tinnitus-Leben- mit Tipps gelingt es Dir

Tinnitus ist ein Hilferuf der Psyche und des Körpers. Psychotherapeutische Hilfe und ein verändertes Leben bringen dich weiter. Zwei Sofort-Tipps:

  • 1. Tipp: Ausruhen, entspannen und NICHTS TUN!

  • 2. Tipp: Ausruhen, entspannen und NICHTS TUN!

Ich sehe, wie du mit einer Handbewegung diese Tipps zur Seite schiebst. Aber die Erfahrung zeigt: Nur so kannst du den Kreislauf entkommen.

  • Betrachte mögliche Problemfelder. Bist du mit Deinem Leben zufrieden?

Die Checkliste wird dir einen ersten Überblich über deine work-life-balance geben. Nimm dir 15 Minuten Zeit.

Glück und Zufriedenheit in der Familie?

  • Ehe, Kinder?

  • Tod/ Krankheit?

  • Pflege Eltern?

  • Hausbau- oder umbau?

  • Großer Garten?

  • Finanzielle Zwänge (Hauskredit)

  • Erfüllende Sexualität?


Glück und Zufriedenheit bei der Arbeit?

  • Zu viel Arbeit?

  • Nebenjobs?

  • Mobbing?

  • Überforderung?

  • Finanzen?

  • Beruf macht kein Spaß?

  • Guter Wechsel von Arbeit und Pausen?


Glück und Zufriedenheit in der Freizeit?

  • Sport?

  • Entspannung?

  • Urlaub?

  • Aktivitäten mit Freunden?

  • Hobby?

  • Männer-Freundschaften?

  • Zeit zum Nichs tun?


Glück und Zufriedenheit mit der Lebensweise?

  • Schlaf?

  • Ernährung?

  • Meditation?

  • Alkohol?

  • Tabletten?

  • Zigaretten?


Dein Leben gestalten-ein Beispiel

Kein Mensch möchte einer Erkrankung hilflos ausgeliefert sein. Ein Tinnitus-Betroffener möchte das auch nicht. Fasse jetzt gleich und sofort den Entschluss:


Schluss mit dem Gejammer! Nur ich bin für meinen Tinnitus verantwortlich! Vom ohnmächtigen Tinnitus-Opfer werde ich zum mächtigen Gestalter meines Lebens! Der Tinnitus möchte nur, dass ich mich den wesentlichen Fragen meines Lebens zuwende!


Regelmäßig 30 Minuten Sport reduziert die Stresshormone im Blut. Die Endorphine, die körpereigenen Glückshormone machen dich ruhig, entspannt und zufrieden.

Progressive Muskelrelaxation, Yoga und Thai Chi entspannen deinen Körper und Geist.

Hochwertiges Bio- Essen steigert dein Wohlbefinden und verhindert, dass sich Gifte im Körper anreichern.

Ein Heilfasten unter ärztlicher Aufsicht bewirkt Wunder.

Das sind nur wenige Ideen, die dich aber konkret weiterbringen! Nicht die 30 Therapie mit Medikamenten, Akupunktur oder Homöopathie beim Tinnitus-Guru!


Bleibt der gewünschte Erfolg aus- trotz der Selbsthilfe- gibt es weitere wirkungsvolle Hilfen:


  • Ambulant: 3 Wochen Tinnitus-Kompaktkur. Sie soll einem Leiden vorbeugen.

  • Stationär: 4 bis 8 Wochen bei krankhaftem Tinnitus.

Die Säulen der Reha-Maßnahmen: Psychotherapie, Bewegung, Physikalische Therapie und Entspannungstechniken.


Über die beiden Reha-Angebote berichte ich in den nächsten 2 Artikeln auf diesem Blog.


In großem Respekt vor Reinhold Niebuhr möchte ich sein Gebet ändern, ohne dass ich despektierlich dem Autor gegenüber erscheinen möchte.

Gott, gib mir die Gelassenheit, den Tinnitus hinzunehmen, da ich ihn nicht beseitigen kann, den Mut, Dinge in meinem Leben zu ändern, die ich ändern kann, damit ich besser mit dem Tinnitus leben kann und die Weisheit und Kraft, es auch zu machen.


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