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Autorenbildmichaelsassenberg

"Das Glück ist eine leichte Dirne"

Heinrich Heine in Lemgo: Ein poetischer Halt in Lippe

Am Morgen des 10. Mai spazierte ich über den Stadtwall. Wen sah ich dort in der Sonne auf einer Bank sitzen? Heinrich Heine. Es überrascht dich? Du glaubst mir nicht? Lies weiter! *


Gesichter von Frauen

Ich beobachtete ihn von Weitem: Er ist 1,60 Meter groß, also eher klein. Er hat blonde Haare, sieht schmächtig aus und hat einen wachen und freundlichen Blick. Er wirkt auf den ersten Blick sanft und empfindlich. Aber tief in seinen Augen sehe ich auch etwas anderes: Sarkasmus, Ironie und Spott. Könnte es sein, dass Nietzsche recht hatte und in Heines Seele eine Art „göttlicher Bosheit“ liegt?


Ich fragte nach einem Interview. Zögernd stimmte er zu, drei Fragen zu beantworten.


Herr Heine, was bedeutet Glück für Sie?

Heine:

Das Glück ist eine leichte Dirne,

und weilt nicht gern am selben Ort;

Sie streicht das Haar dir von der Stirne

und küsst dich rasch und flattert fort.


Ja Herr Heine, ihre Beschreibung, dass das Glück eine „Dirne“ ist, ist eine wunderbare Metapher. "Glück ist unbeständig und unvorhersehbar" und hat "seinen Preis". Es ist flüchtig und verflüchtigt  sich wie ein Morgennebel, schwer zu fassen und noch schwerer festzuhalten. Glück kommt in manchen Momenten über uns, erfüllt uns mit Freude und Zufriedenheit, nur um in einem anderen Moment wieder zu entschwinden. 


Eine Goldschmied bei der Arbeit
"Jeder ist seine Glückes Schmied". Appius Claudius Caecus, 207 vor Christus

Wie finden Sie Ihr Glück? 


Heine: Dieser flüchtige Charakter des Glücks betont die Bedeutung, es wertzuschätzen, wenn es sich zeigt. Und darin ist Weisheit zu sehen, nicht zwanghaft danach zu streben. Das bewusste Leben im Hier und Jetzt und die Wertschätzung der kleinen Freuden können helfen, es intensiver zu erleben. Und sich den launischen Charakter des Glücks bewusst machen. 


Vor den weißen Gipfeln des Himalaya-Gebirges wehen bunte Fahnen
„Das Bewusstsein der Vergänglichkeit macht uns klar, dass wir jeden kostbaren Moment nutzen müssen. Dalai Lama

Wenn wir akzeptieren, dass Glück nicht ständig präsent sein kann, mindert dies unseren Druck in unserer ständig auf Glück bedachten Gesellschaft.


Stattdessen können wir uns auf die wirklichen Quellen des Wohlbefindens konzentrieren, wie zwischenmenschliche Beziehungen, persönliche Erfüllung, und innere Ausgeglichenheit.Sie beschrieben das Glück mit einem starken Bild: einer Prostituierten.


Trompeter in einem Orchester
Lied von Max Raabe: Guten Tag, liebes Glück.

Was ist für Sie Unglück? 

Heine:

Frau Unglück hat im Gegentheile

Dich liebfest an`s Herz gedrückt;

Sie sagt, sie habe keine Eile,

Setzt sich zu Dir ans Bett und strickt.


Wir müssen erkennen, dass es auch in schwierigen Phasen des Lebens Zeichen von Ruhe, Trost und Freude gibt. Diese Momente sind oft schwer zu sehen, aber sie geben uns Kraft und Ausdauer.


Frau im Rollstuhl an einem Strand
„Suche im Leid das Glück“ Dostojewski, Die Brüder Karamasow

Es ist wichtig, gute und schlechte Zeiten zu akzeptieren, um emotional im Gleichgewicht zu bleiben. In schwierigen Zeiten können wir lernen, stark zu sein und aus den Herausforderungen zu wachsen. Im Unglück können wir Möglichkeiten finden, Stärke und Mitgefühl zu zeigen, sowohl für uns selbst als auch für andere.


youtube Video Ballerina im Rollstuhl – Für Sophie (21) ist klar: “Ich bleibe Tänzerin!” I TRU


Was fühlen Sie, wenn Sie an deutsche Politiker denken?

Heine:

Denk ich an Deutschland in der Nacht,

Dann bin ich um den Schlaf gebracht,

Ich kann nicht mehr die Augen schließen,

Und meine heißen Tränen fließen.


Wollen Sie diese Einschätzung kommentieren?

Heine: Nein. Es ist ein Kommentar und eine Beschreibung. Mehr Worte sind nicht nötig.


Die Politiker, die keine Leuchten sind, können zwar glänzen, doch wenig Licht verbreiten. Zitat: Monika Kühn-Göring

Herr Heine, vielen Dank für das Gespräch.


Fazit zu Glück und Unglück

Es sieht so aus, als könnten wir an manchen Dingen nichts ändern. Sollen wir uns deswegen schlecht fühlen? Auf keinen Fall. Unsere Aufgabe ist es, Dinge zu tun, die uns glücklich machen. Freunde, ehrenamtliche Arbeit, Sport und Meditation machen uns glücklicher. 


Wenn uns etwas Schlechtes passiert, verlieren wir ein wenig von diesem Glück. Dann ist es wichtig, nicht nur das Schlechte zu sehen. Wir müssen wieder positive Dinge erleben, um uns besser zu fühlen. Bestimmen wir selbst, ob wir glücklich oder unglücklich sind, oder passiert das von alleine?


Du sagst, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist? Dann schau dir den Film bei youtube an:


"Ballerina im Rollstuhl".


Er zeigt, wie eine junge Frau trotz eines schweren Schicksals, ihr Glück findet.


Die verborgenen Regeln von Glück und Unglück


  1. Man erkennt beides mit seinen Sinnen. Freude beschreiben wir mit Worten wie fröhlich, glücklich oder strahlend. Unglück beschreiben wir mit Worten wie traurig oder niedergeschlagen.

  2. Diese Gefühle kommen ohne Vorwarnung, bleiben, solange sie wollen und verschwinden, wenn die Zeit gekommen ist.

  3. Glück hält nur kurz an, Unglück bleibt regelmäßig länger.

  4. Unglück bleibt in unseren Gedanken haften. Glück wird schnell vergessen.

  5. Es gibt Zeiten im Leben, in denen alles gut läuft und Zeiten, in denen trotz aller Mühe alles schiefgeht.

  6. Glück und Unglück sind subjektiv. Für Brad Pitt sind Fans normal, vielleicht auch nervig. Für einen einsamen Menschen sind Fans unerfüllte Träume. Ein Weinkenner genießt einen Riesling, aber jemand mit Magenbeschwerden leidet darunter.

Letztlich sind alle Menschen auf der Suche nach dem Glück und im Vermeiden von Unglück.


*Christian Johann Heinrich Heine wurde am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf geboren und starb am 17. Februar 1856 in Paris. Heine war ein sehr bekannter deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist im 19. Jahrhundert.Er war einer der letzten Dichter der Romantik und hat dabei geholfen, diese Epoche zu beenden. Heine schrieb Gedichte in einfacher Sprache, machte Feuilletons und Reiseberichte zu Kunstwerken und brachte eine neue, leichte Art in die deutsche Literatur.

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