50% der Deutschen fühlen sich regelmäßig und 10% dauernd einsam. Die Emotion ist kein feststehendes Gefühl. Es ist veränderbar. Nicht durch Warten, sondern durch Handeln.
Nach dem Motto:
"Nicht klagen, sondern tun".
Was ist Einsamkeit?
Einmal trifft das Gefühl jeden, selbst wenn er sich als gesund, lebensfroh und erfolgreich ansieht. Es ist das Empfinden, von anderen Menschen losgelöst zu sein und die Gemeinschaft verloren zu haben. Wir alle kennen das quälende Gefühl der Verlassenheit, das uns Schreie wie "Ich bin allein! Ich bin verlassen! Ich gehöre nicht dazu!" in den Kopf setzt.
Diejenigen, die ständig darunter leiden, erleben sowohl körperlichen als auch emotionalen Schmerz, der schwer oder gar nicht zu ertragen ist. Der Körper schüttet als Reaktion auf die Emotion Stresshormone aus. Sie sprechen die schmerzempfindlichen Teile unseres Gehirns an. Die Folge sind körperliche und seelische Leiden, genau wie bei einem chronischen Schmerzen. So entsteht ein Leiden. Mögliche Folgen sind:
Probleme beim Schlafen
Gefühle von Angst und Panik
Depressionen
Ein erhöhtes Risiko, Alzheimer, Bluthochdruck und Demenz zu bekommen
Was fühlt der Betroffene?
Das Zitat von Tolstoi, dass Einzelgänger "klarer Gottes Stimme hören", klingt für die Betroffenen wie Spott.
Die Welt eines Einzelgängers gestaltet sich anders. Klaus M.* erzählt: "Ich fühle mich wie ein Tiger, der in einem Käfig eingesperrt ist. Ich laufe hin und her und stoße schmerzlich gegen die Stangen in meinem Kopf. Ich suche nach Gesellschaft, finde aber keine. Wie ertrage ich die Wochenenden und dunklen Nächte? Ich habe Angst vor den Ferien und Freizeit. Wenn ich arbeite, geht es mir besser. Alles macht mich traurig. Wie schütze ich mich, ohne zu zerbrechen?"
Wut und Ärger auf die anderen, die anscheinend so beliebt und begehrt sind, nehmen zu. Als Reaktion ziehen sich die Betroffenen sozial zurück, bestraft andere Menschen und bricht den Kontakt ab. Ein Teufelskreis entsteht.
Wie entsteht sie?
Du kannst dir unser Leben und den Kontakt zu deinen Mitmenschen als blühende Wiese vorstellen. Jede Blume und jedes Gras symbolisieren Menschen, die darauf warten, dich kennenzulernen. Die fliegenden Insekten stellen Begegnungen dar.
Wenn du aus Versehen unaufmerksam durch die Wiese gehst, ist das in der Regel kein Problem. Die Pflanzen erholen sich und die Insekten kehren zur Arbeit zurück. Was passiert, wenn du ständig durch die Wiese läufst und die Blumen zerstörst und die Insekten verjagst? Es entsteht im Laufe der Zeit ein unansehnlicher Weg. Dieser Weg wird breiter. Die Blumen sterben und die Insekten suchen ein neues Zuhause. Am Schluss bleibt eine zerstörte Wiese zurück.
An dem bildlichen Beispiel können wir viel lernen: Wir sind nicht einsam! Um uns herum gibt es tausende Beziehungen, die auf uns warten. Sie kommen zufällig wie eine Biene zur Blume, beim Kaufmann, an der Tankstelle oder in der Kneipe. Oder du lockst wie eine bunte Blüte die Menschen an. Du besuchst Theater, fährst allein in den Urlaub oder besuchst Kurse bei der Volkshochschule.
Entwicklungsphase
Jeder von uns kennt die erste Phase. Beispiele für die Entstehung gibt es viele. Du suchst Nähe und findest sie nicht. Deine Freundin verbringt mit ihren Freundinnen ein Wochenende in Berlin. Ein Freund besucht mit der Familie einen Freizeitpark und ein anderer ist krank.
Was passiert mit dir? Unruhe, ein rastloses Suchen und verwirrende Gedanken ereilen dich. Du schaust Filme bei Netflix, bestellst dir eine Pizza oder streifst ziellos durch die Gegend, immer in der Hoffnung einem Bekannten zu begegnen. Die Zeit vergeht quälend langsam. Und kaum stehst du in Kontakt, ist das Gefühl verflogen.
Die zweite Phase kommt auf leisen Sohlen langsam und leise. Das in Gefühl der Einsamkeit besteht weiter. Unser Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sinken. Fragen beschäftigen uns: "Was mache ich falsch?" oder "Warum habe ich weniger gesellige Kontakte?"
Uns erscheinen die Mitmenschen eigenartig und ihr Tun befremdlich. Waren sie schon immer so? Ist Corona die Ursache? Unmerklich ziehen wir uns langsam in die Einsamkeit zurück. Mit offenen Gesprächen mit Freunden, der Familie und Kollegen erkennst du, in welcher Phase du bist. Du kannst dich noch an den eigenen „Haaren aus dem Sumpf ziehen“. Gehe unter Menschen- und das Gefühl verschwindet genau so, wie es gekommen ist, langsam und leise.
In der dritten Phase entwickelt sich ein beständiges Gefühl der Isolation. Wir merken das Einzelgängertum, können es nicht richtig deuten.
Wir hinterfragen nicht, ob unser Verhalten das Problem ist. In der Trostlosigkeit glauben wir, dass die Mitmenschen, die uns nicht respektieren, unsere Zeit und Interesse nicht wert sind. Wir denken: "Ich halte mich zurück, wenn die Leute nicht zu mir kommen. Meine Sichtweise und meine Ideen sind korrekt, alle anderen Ansichten sind falsch." In dieser Phase bedarf es der fachmännischen Hilfe eines Therapeuten oder einer Selbsthilfegruppe.
Lass es nicht so weit kommen. Du kannst es besser machen. Es gibt Hilfsmittel, um die Einsamkeit zu besiegen. Wer sie hinter sich lässt, ist danach stärker!
Bist du einsam?
Du fragst dich: Bin ich einsam? Mit diesen Fragen kannst du den Grad der Einsamkeit besser einschätzen:
Hast du Kontakte im engsten Umkreis, wie z.B. Arbeitsstelle? Ja 1 Nein 0
Hast du Kontakte zu deinen Nachbarn oder Bekannten? Ja 1 Nein 0
Fühlst du dich auf Partys oder Festen wohl? Ja 1 Nein 0
Beteiligst dich aktiv am Fest, z.B. tanzen, Gespräche führen? Ja 1 Nein 0
Suchen andere Leute deine Gesellschaft und Nähe? Ja 1 Nein 0
Bemerkt dein Umfeld dein Fehlen, z.B. bei Krankheit? Ja 1 Nein 0
Erkundigen sie sich nach dem Grund der Abwesenheit? Ja 1 Nein 0
Interessieren sich Leute für deine Meinungen und Ideen? Ja 1 Nein 0
Auswertung:
6 bis 7 Punkte
Das ist großartig! Weiterhin so gute soziale Kontakte zu pflegen und eine aktive Rolle in deiner Gemeinschaft zu spielen, wird dir dabei helfen, dieses hohe Level an sozialer Integration aufrechtzuerhalten. Wenn du in Zukunft jemals das Gefühl hast, dass du mit Gefühlen der Einsamkeit zu kämpfen hast, zögere bitte nicht, die Hilfe von Freunden, Familienmitgliedern oder professionellen Beratern in Anspruch zu nehmen. Es ist nichts Falsches daran, um Hilfe zu bitten, und es gibt viele Ressourcen, die dir dabei helfen können, mit solchen Gegebenheiten umzugehen. Nochmals, herzlichen Glückwunsch zu deinem Ergebnis und weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg!
4 bis 5 Punkte
Versuche mehr Zeit unter Menschen zu verbringen, auch wenn es manchmal schwierig sein kann. Bei sozialen Aktivitäten kannst du neue Freundschaften knüpfen und deinen Kreis erweitern. Besuche regelmäßig Veranstaltungen, zu denen du eingeladen wirst, auch wenn es dich manchmal Überwindung kostet. Ebenso wichtig ist es, sich Hobbys zu suchen, die gemeinsam mit anderen ausgeübt werden können. Dies könnte unter anderem ein Sportclub, ein Buchclub, eine Kochgruppe oder auch ein Chor sein. Wenn du dich weiterhin einsam fühlst, könnte es auch helfen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut oder Psychologe kann dir helfen.
Weniger als 4 Punkte
Psychotherapie kann besonders hilfreich sein, da sie dir sowohl Unterstützung bietet als auch Werkzeuge zur Bewältigung von Einsamkeit bereitstellt. Es ist unerlässlich zu erkennen, dass Einsamkeit kein dauerhafter Zustand sein muss. Manchmal brauchen wir nur jemanden, der uns durch schwierige Zeiten führt und uns Möglichkeiten aufzeigt, unseren Zustand zu verbessern. Das solltest du keinesfalls als Zeichen von Schwäche interpretieren, denn es erfordert viel Mut, um Hilfe zu bitten und sich seinen Problemen zu stellen.
Ursachen
Einsamkeit ist ein Zustand, der oft mit negativen Emotionen wie Traurigkeit und Angst verbunden ist. Es erzeugt ein Gefühl der Leere, Isolation und Nicht-Verbindung mit anderen Menschen. Psychologen unterscheiden oft zwischen sozialer und emotionaler Einsamkeit.
Soziale Einsamkeit entsteht, wenn eine Person das Gefühl hat, nur wenige oder keine sozialen Kontakte zu haben. Diese Form der Einsamkeit kann durch physische Isolation, den Verlust sozialer Netzwerke oder den Rückzug aus sozialen Aktivitäten verursacht werden.
Emotionale Einsamkeit ist ein Gefühl der Isolation auf einer tieferen, emotionalen Ebene. Sie kann auftreten, wenn eine Person das Gefühl hat, niemanden zu haben, der ihre Emotionen, Gedanken oder Erfahrungen teilt oder versteht. Emotionale Einsamkeit kann auch durch den Verlust einer engen Beziehung oder die Unfähigkeit, tiefe emotionale Verbindungen zu anderen zu knüpfen, verursacht werden.
Zuweilen wird auch noch eine dritte Form der Einsamkeit unterschieden – die existenzielle Einsamkeit. Diese Form der Einsamkeit ist eher philosophischer Natur und bezieht sich auf das grundlegende Gefühl des Alleinseins in der Welt und der Suche nach dem Sinn und Zweck des Lebens.
Unabhängig von der Art der Einsamkeit fühlen sich Betroffene oft traurig, leer und sozial isoliert. Einsamkeit kann zu verschiedenen psychischen Problemen, wie Depression und Angst, und auch zu körperlichen Problemen, wie erhöhtem Blutdruck und Schlafstörungen, führen.
Mutige Schritte
Du weißt, dass du dich der quälenden Emotion nicht hingeben musst. Es ist möglich, aktiv dagegen zu tun. Aber es ist wichtig, dass du es in der Tiefe des Herzens möchtest und dann auch tatsächlich umsetzt.
Mach es dir für 30 Minuten an einem Tisch bequem. Leg ein sauberes Stück Papier und deinen bevorzugten Stift auf den Tisch. Denk gründlich darüber nach, welche positiven und negativen Seiten deine Abgeschiedenheit mit sich bringt. Schreib die Vorteile auf!
Zu Beginn deiner Suche stelle dir diese Fragen: Warum fühle ich mich einsam? Wie sah mein bisheriges Leben aus? War ich mein Leben lang einsam und fühlte mich ausgeschlossen? Oder durchlebe ich gerade eine Lebensphase?
Selbstakzeptanz: Erlaube dir, der Mensch zu sein, der du bist - mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten. Diese gehören genauso zu dir, wie all die positiven Eigenschaften.
Selbstliebe: Hab Mitgefühl mit dir und sei liebevoll zu dir. Nutze sanfte und motivierende Worte für dich und pflege einen gesunden Lebensstil, der sowohl deinen Körper als auch deinen Geist beruhigt und stärkt. Du bist dein bester Freund.
Selbstpflege: Verbringe Zeit damit, dich um dich selbst zu kümmern. Ob das bedeutet, ein Buch zu lesen, spazieren zu gehen oder ein entspannendes Bad zu nehmen - finde heraus, was dir guttut und integriere es regelmäßig in deinen Alltag. Kein „Rumhängen“ in Jogginghosen am Wochenende. Körper- und Kleiderpflege sind ein MUSS, auch wenn du allein bist. Das bist du dir schuldig!
Selbstwirksam: Vertraue darauf, dass du die Fähigkeit hast, deine Lebensumstände aktiv zu beeinflussen. Setze dir erreichbare Ziele und arbeite Schritt für Schritt darauf hin.
Selbstständig: Verlasse dich nicht auf andere, um glücklich und zufrieden zu sein. Indem du lernst, allein zu sein, entdeckst du, dass du genug bist so, wie du bist. Es gibt kein Warten auf einen Telefonanruf, der vermutlich ohnehin nicht eintrifft. Wen kannst du anrufen? Wen möchtest du treffen? Wer wartet auf deine SMS? Bitte sag jetzt nicht "Niemand". In diesem Fall vereinbare einen Termin bei einem professionellen Therapeuten aus.
Spiritualität: Konzentriere dich auf die geistlichen Werte. Das Beten, Meditieren und der Glaube.
Hilfen: Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass es keine Schande ist, Hilfe zu suchen. Deine Gefühle sind real und ernst zu nehmen. Sie können nicht abschüttelt werden. Je früher du professionelle Hilfe in Anspruch nimmst, desto besser sind die Aussichten auf Erholung und Genesung.
Zögern Sie nicht, bei Bedarf Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mit der richtigen Behandlung erlangt jeder die Kontrolle über sein Leben zurückerlangen und führt ein erfülltes und glückliches Leben.
Durch diese Ansätze kannst du ein starkes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl aufbauen, das dir hilft, die Einsamkeit zu besiegen. Doch erinnere dich, dass es normal und menschlich ist, sich manchmal einsam zu fühlen. Es ist wichtig, diese Gefühle zu akzeptieren und sie als Chance zur persönlichen Entwicklung zu nutzen.
* Der Name ist bekannt, wurde zum Schutz der Privatsphäre geändert.
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